Telegramm des Geheimrats Heinrich Abeken
an den Bundeskanzler Graf von Bismarck. Vom 13. Juli 1870.
Ems, den 13. Juli 1870.
Seine Majestät der König schreibt mir:
"Graf Benedetti[1] fing mich auf
der Promenade ab, um auf zuletzt sehr zudringliche Art von mir zu verlangen, ich sollte
ihn autorisieren, sofort zu telegraphieren, daß ich für alle Zukunft mich
verpflichtete, niemals wieder meine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre
Kandidatur zurückkämen. Ich wies ihn, zuletzt etwas ernst, zurück, da man à tout
jamais dergleichen Engagement nicht nehmen dürfe, noch könne. Natürlich
sagte ich ihm, daß ich noch nichts erhalten hätte, und da er über Paris und Madrid
früher benachrichtigt sei als ich, er wohl einsähe, daß mein Gouvernement wiederum
außer Spiel sei."
Seine Majestät hat seitdem ein Schreiben des Fürsten[2]
bekommen. Da Seine Majestät dem Grafen Benedetti gesagt, daß er Nachricht vom Fürsten
erwarte, hat Allerhöchstderselbe mit Rücksicht auf die obige Zumutung, auf des
Grafen Eulenburg[3] und meinen Vortrag beschlossen,
den Grafen Benedetti nicht mehr zu empfangen, sondern ihn nur durch einen Adjutanten
sagen zu lassen: daß Seine Majestät jetzt vom Fürsten die Bestätigung der Nachricht
erhalten, die Benedetti aus Paris schon gehabt, und dem Botschafter nichts weiter zu sagen
habe.
Seine Majestät stellt Eurer Exzellenz anheim, ob nicht die neue
Forderung Benedettis und ihre Zurückweisung sogleich sowohl unseren Gesandten als in der
Presse mitgeteilt werden sollte?
[Abeken]
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Vom Bundeskanzler Graf von Bismarck
redigierte Pressefassung des Abekenschen Telegramms aus Ems. Vom 13. Juli 1870.
Berlin, den 13. Juli 1870.
[zur Station: 11.15 nachm.]
Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der
Kaiserlich Französischen Regierung von der Königlich Spanischen amtlich mitgeteilt
worden sind, hat der französische Botschafter in Ems an Seine Majestät den König noch
die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, daß er nach Paris telegraphiere, daß
Seine Majestät der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine
Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder zurückkommen
sollten. Seine Majestät der König hat es darauf abgelehnt, den französischen
Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen
lassen, daß Seine Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe.
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