Aufruf des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm III. "An
Mein Kriegsheer!".
Vom 17. März 1813.
An Mein Kriegsheer!
Vielfältig habt Ihr das Verlangen geäußert, Freiheit und die
Selbständigkeit des Vaterlandes zu erkämpfen. Der Augenblick ist gekommen! Es ist kein
Glied des Volks, von dem es nicht gefühlt würde. Freiwillig eilen von allen Seiten
Jünglinge und Männer zu den Waffen. Was bei diesen freier Wille, das
ist Beruf für Euch, die Ihr zum stehenden Heere gehört. Von Euch, geweiht das Vaterland
zu vertheidigen, ist es berechtigt, zu fordern, wozu Jene sich erbieten. Seht, wie so
Viele Alles verlassen, was ihnen das Theuerste ist, um ihr Leben mit Euch für des
Vaterlands Sache zu geben. Fühlt also doppelt Eure heilige Pflicht! Seyd Alle ihrer
eingedenk am Tage der Schlacht, wie bei Entbehrung, Mühseligkeit
und innerer Zucht! Des Einzelnen Ehrgeiz, er sey der Höchste oder der Geringste im Heer,
verschwinde im Ganzen: wer für das Vaterland fühlt, denkt nicht an
sich. Den Selbstsüchtigen treffe Verachtung, wo nur dem allgemeinen Wohl es
gilt. Diesem weicht jetzt Alles. Der Sieg geht aus von Gott! Zeigt Euch Seines
hohen Schutzes würdig durch Gehorsam und Pflichterfüllung. Muth, Ausdauer, Treue,
und strenge Ordnung sey Euer Ruhm! Folgt dem Beispiel Eurer Vorfahren, seyd ihrer würdig
und Eurer Nachkommen eingedenk! Gewisser Lohn wird treffen den, der sich auszeichnet;
tiefe Schande und Strafe den, der seine Pflicht vergißt. Euer König
bleibt stets mit Euch; mit Ihm der Kronprinz und die Prinzen Seines
Hauses. Sie werden mit Euch kämpfen. Sie und das ganze Volk werden
kämpfen mit Euch, und an unserer Seite ein zu unserer und zu Deutschland
Hülfe gekommenes tapferes Volk, das durch hohe Thaten seine Unabhängigkeit errang. Es
vertraute seinem Herrscher, seinen Führern, seiner Kraft, und Gott war mit ihm! So auch
Ihr! denn auch Wir kämpfen den großen Kampf um des Vaterlandes
Unabhängigkeit. Vertrauen auf Gott, Muth und Ausdauer, sey unsere Losung!
Breslau, den 17. März 1813.
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