Rede Sr. Majestät des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm IV.
an das Offizier-Corps zu Potsdam.
Vom 25. März 1848.
Ich bin nach Potsdam gekommen, um Meinen lieben
Potsdamern den Frieden zu bringen, und ihnen zu zeigen, daß Ich in aller Beziehung ein
freier König bin, den Berlinern aber auch zu beweisen, daß sie von Potsdam aus
keine Reaktion zu befürchten haben, und daß alle die beunruhigenden Gerüchte darüber
durchaus unbegründet sind. Ich habe den gesunden und edlen Sinn Meiner
Bürger kennen gelernt, in Berlin ist bei dem Mangel an städtischen Sicherheits-Behörden
die tieffste Ruhe. Ich bin niemals freier und sicherer gewesen, als
unter dem Schutze Meiner Bürger.[1] Was
Ich gegeben und gethan habe, habe ich aus vollster und freier Ueberzeugung gethan und
längst vorbereitet; nur die großen Ereignisse haben den Abschluß
beschleunigt und keine Macht kann und wird Mich nun bewegen, das Gegebene zurückzunehmen.
Auch habe Ich die Ueberzeugung gewonnen, daß es zu Deutschlands Heil nothwendig,
Mich an die Spitze der Bewegung zu stellen. In Berlin herrscht ein so
ausgezeichneter Geist in der Bürgerschaft, wie er in der Geschichte ohne Beispiel ist;
Ich wünsche daher, daß auch das Offizier-Corps den Geist der Zeit eben so erfassen
möge, wie Ich ihn erfaßt habe, und daß Sie Alle von nun an eben so als treue
Staatsbürger sich bewähren mögen, wie Sie sich als treue Soldaten bewährt haben.
Sollte in Berlin das Eigenthum gefährdet oder die Ruhe und Ordnung gestört werden, so
wird in dem Falle, daß die Bürgerschaft Militair-Hülfe verlangen sollte, Militair
nach Berlin gezogen werden, um mit dem Bürger Hand in Hand gemeinschaftlich für Ruhe und
Ordnung zu wirken. Ueber die weitere Gestaltung im Militairwesen sind die desfallsigen
Anordnungen abzuwarten.
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